Nachdem ich letztes Jahr zusammen mit Andreas mit unserer Delta Papa Delta
    am Nordkap war, wollten wir dieses Jahr den Süden Europas befliegen, also
    hieß unser Ziel Sizilien. Es ging am 08.07.2023 um 08:30 Lokalzeit in
    Bayreuth los. Mit unserem Gepäck und vollen Tanks erreichten wir das MTOW.
    Für solche Touren ist unsere Cessna eben nur ein Zweisitzer, vor allem wenn
    man 2 Klappräder dabeihat. Wir hatten die Tour wieder so geplant, dass die
    einzelnen Legs nicht zu lange dauerten und immer genug AVGAS in den Tanks
    war. Bei jedem Stopp erfolgte Pilotenwechsel – so konnten sowohl Andreas als
    auch ich jeden angeflogenen Flugplatz im eigenen Flugbuch dokumentieren.
    VFR-Flugpläne wurden mit SkyDemon erstellt und direkt vom iPad aus
    versendet. Bestätigung der erfolgreichen Einreichung kam per Mail. Andreas
    flog das erste Leg nach Innsbruck (LOWI). Dort wurde getankt, ich gab den
    Flugplan nach Lucca (LIQL) auf und um 09:45 UTC startete ich unseren Flug
    dorthin. Über den Brenner und den Gardasee ging es in die Toskana nach
    Lucca-Tassignano. Wir hatten PPR beantragt, aber vor Ort war davon nichts zu
    finden. Man denkt immer Deutschland ist schlimm mit Bürokratie, aber Italien
    übertrifft uns locker. Fast für jeden Platz war PPR zu beantragen, mit
    Ausfüllen von jeder Menge Papier. Beim Tanken dauerte die Verwaltungsarbeit
    jedesmal länger als das Tanken selbst. Deshalb haben wir in Lucca nicht
    getankt und Andreas hat uns gut nach Roma-Urbe (LIRU) gebracht, wo wir um
    15:16 UTC landeten. Am Ende der Landebahn nach links rausgerollt. Nach
    Tankstelle gefragt und dann den ganzen Taxiway entlang der Landebahn, diese
    kreuzen und auf der anderen Seite die Tankstelle erreichen. Danach zurück
    und parken über Nacht in der Nähe des Turmes. Ein Taxi zum Hotel zu finden
    war nicht einfach, da keine vor Ort sind. Roma-Urbe wird vorrangig für
    Schulung genutzt, keine Passagiere – keine Taxis. Andreas gelang es ein
    Uber-Taxi zu organisieren. In der Nähe des Hotels ein gutes Restaurant
    gefunden und so den ersten Tag in Rom beendet. Am nächsten Morgen startete
    ich um 07:52 UTC nach Lamezia Terme (LICA). Kein Tanken, aber
    Verwaltungsaufwand zum Bezahlen der Landegebühr. Immerhin freundliche, auch
    deutschsprechende Italienerin, die uns zum Schluss mit dem Auto zum Flugzeug
    fuhr. Bei über 30° ein Segen. Andreas startete um 12:19 UTC nach Reggio
    Calabria (LICR). 90 Minuten Aufenthalt für Tanken und Landegebühr bezahlen.
    Ich flog dann weiter nach Calatabiano Airfield (CT05), wo wir 4 Nächte im
    Serra San Biagio verbrachten. Am 10.07.2023 08:58 UTC startete Andreas zu
    einem Flug über Sizilien mit Landung in Palermo-Boccadifalco (LICP) um 11:05
    UTC.Dort haben wir wieder vollgetankt und ich bin um 13:03 UTC nach
    Calatabiano zurückgeflogen, an der Küste entlang, an Cefalù und dem Ätna
    vorbei. 11.07.2023 Die PD steht im Hangar in Calatabiano, wir haben uns von
    Rita ein Mietauto besorgen lassen und fahren damit zum Ätna (Südseite). Hier
    geht es erst mit der Seilbahn hinauf bis auf 2504 m NN. Von dort geht es mit
    dem Allradbus bis auf ca. 3000 m NN. Der Gipfel ist 3323 m NN. Es ist so
    heiß, dass ich den Pullover nur als Sonnenschutz über den Arm lege. Nach dem
    Ätna-Ausflug fahren wir nach Bronte, der „Stadt der Pistazien“. Nirgendwo
    sonst auf Sizilien gibt es eine so ausgedehnte Pistazienanbaufläche wie in
    Bronte. Es liegt an den Westhängen des Ätna. Wir hatten bisher gute
    Erfahrung mit dem Navi auf dem Handy gemacht, also nutzen wir es auch um aus
    der Stadt heraus zu finden. Diesmal geht es nicht lange gut. Steil bergauf
    und immer enger wird die Gasse und ein Auto steht im Weg. Wir kommen nicht
    weiter. Also umkehren! Aber das ist nicht so einfach. Mit Hilfe von zwei
    Einheimischen gelingt es das Auto in die richtige Richtung und um die Kurve
    zu bekommen. Schweißtreibende Millimeterarbeit. Aber ohne Beschädigung des
    Autos geschafft. Nach der Rückkehr ab in den Pool, Abendessen im Restaurant
    bei Rita. Am 12.07.2023 fahren wir nach Catania, mit über 300.000 Einwohner
    die zweitgrößte Stadt (nach Palermo) auf Sizilien. Auf der Piazza del Duomo
    ist der originelle Elefantenbrunnen wegen Renovierung eingehüllt. Wir
    besichtigen den Dom, danach geht es zum Castello Ursino. Es ist Catanias
    einziger Bau aus dem Mittelalter. Ab dem 8. März bis zum 11. Juli 1669
    wurden durch Ausbrüche große Teile Catanias zerstört. Das am Meer gelegene
    Castello Ursino wurde von der Lava umströmt und liegt seitdem mehrere
    hundert Meter landeinwärts. Dieser Ausbruch wird als die größte historische
    Eruption des Ätna angesehen. Danach gehen wir zum Fischmarkt, wo wir in
    einem Straßenlokal zu Mittag essen. Dann wollen wir nach Taormina, machen
    auf dem Weg dorthin Station in unserem Quartier mit Siesta und Swimmingpool.
    Gegen Abend fahren wir nach Castelmola, einem Bergdorf oberhalb von
    Taormina. Danach geht es ins Parkhaus von Taormina. Taormina ist praktisch
    autofreie Gemeinde. Wir schlendern durch die Altstadt, genießen die
    Aussichten und finden ein nettes Lokal. Auch wenn wir heute nicht geflogen
    sind, gönnen wir uns noch ein Landebier in unserem Quartier. 13.07.2023
    Rückflug klappt leider nicht wie geplant. Anruf in Scalea, unserem nächsten
    Ziel wegen Avgas. „Heute gibt es kein Avgas,“ ist die Auskunft. Also wieder
    nach Reggio Calabria zum Tanken. Dort legen wir wieder die Schwimmwesten an
    und es geht hinaus aufs Meer zum Stromboli, dem dritten Vulkan, den wir auf
    unserer Reise sehen können. Leider ist der Vorbeiflug an Capri dem
    geänderten Routing zum Opfer gefallen. Doch wir trösten uns, denn „Capri
    sehen und sterben“ war nicht unsere Absicht.Dafür landen wir um 12:21 UTC
    beim Aero Club Benevento „Gen. Nicola Collarile“ (BN01). Ein Grasplatz mit
    gekreuzten Bahnen. Sehr nettes Personal vor Ort (spricht nur italienisch,
    aber mit Übersetzungprogramm kein Problem). Nächstes Ziel ist
    L’Aquila/Parchi in den Abruzzen, wo wieder Tanken angesagt ist. Andreas
    bucht das Hotel dort und dann wird im Notam gelesen, dass der Platz wegen
    Arbeiten an der Landebahn bis 17 UTC gesperrt ist. Also rufen wir dort an
    und erfahren,dass der Platz 3 Tage wegen einer Veranstaltung gesperrt
    bleibt. Wieder ist die Planung im Eimer und wir entscheiden uns für Pescara
    International (LIBP). Wir landen dort um 16:32 UTC. Mit dem Taxi geht es ins
    Hotel Esplanade mit Meerblick. Wir finden in der Nähe des Hotels ein gutes
    Fischlokal und genießen die italienische Küche. 14.07.2023 Tanken ist leider
    nicht eher möglich, also kann ich erst um 09:25 UTC zum Flug nach Venedig
    starten. Wir glauben nicht mehr heute noch nach Hause zu kommen und stellen
    uns auf eine weitere Übernachtung in Zell am See ein. Wir erhalten ein
    „Direct to …“ und können damit einiges vom geplanten Routing abkürzen und
    landen um 11:48 UTC in Venezia-Lido (LIPV). Es wird wieder vollgetankt, Öl
    kontrolliert, auf der Terrasse des Lokals gegessen und getrunken. Um 13:37
    UTC startet Andreas. Herrlicher Flug in 1000 ft über den Lido di Venezia und
    den Lido di Jesolo und dann steigen wir Richtung Alpen. Auch hier bieten uns
    die Fluglotsen Streckenabkürzungen an, die wir gerne annehmen. Als wir bei
    Mauterndorf (Österreich) in 9500 ft sind, stellen wir fest, dass wir es bis
    19 Uhr lokal direkt bis Bayreuth schaffen müssten, wenn wir Zell am See
    auslassen und dort auch nicht übernachten. Wir bitten Vienna Information
    unseren Flugplan hier zu schließen und uns ein „Direct to Simba“ an Salzburg
    vorbei zu genehmigen. Wien sagt, wir sollen mit Salzburg Radar direkt
    sprechen. Das machen wir und erhalten Freigabe direkt nach Simbach/Inn, an
    der Grenze zu Deutschland. Nur noch wenige Wegpunkte und wir landen um 16:55
    UTC (5 Min. vor Schließung des Platzes) überglücklich in Bayreuth (EDQD).
    23:18 Stunden reine Flugzeit und 3915 km lagen hinter uns und die alte Papa
    Delta hat uns nicht die geringsten Probleme bereitet, sondern ist immer
    zuverlässig geflogen.
  
Bericht von Dieter Gerlach
