Nachdem nun bereits mehrere Jahre sowohl das jeweils geplante An- wie auch das Abfliegen des OFFF Clubs der Pandemie oder dem Wetter zum Opfer gefallen war, überlegten wir uns für dieses Jahr mal etwas anderes. Das sollte aber weder ein mögliches Abfliegen noch ein gemeinsames Grillen ausschließen, sondern dieses nur ergänzen, bzw. – bei erneut schlechtem Wetter – als Ersatzprogramm dienen. Hartmut konnte Volker Pfüller überreden, aus seinem übergroßen Fundus technische Probleme von Verbrennungsmotoren zu behandeln. Hintergrund war, dass im Laufe der vergangenen Flugsaison eines unserer Mitglieder – wegen Leistungsminderung direkt nach dem Start – nur mit viel Können und Glück einen Unfall vermeiden konnte (das Gelände nach dem Start schloss eine Notlandung nahezu aus…). Ursache des Leistungsverlustes war ein vorausgegangener und unbemerkter Vergaserbrand. Nachdem gleiches Schicksal auch einem Flieger aus einem anderen oberfränkischen Fliegerclub wiederfahren war, fragten sich doch eine ganze Anzahl von Motorfliegern, wie es dazu kommen konnte, wie man es erkennt und was man dagegen machen kann.
Volker Pfüller war viele Jahrzehnte Prüfer bei Dachsel und Röder und – auch wenn er diesen Begriff selber nicht so gerne hört – quasi ein „Motor-Papst“ und in ganz Europa gefragter Fachmann bei Flugzeug Motorproblemen.
Am Tag des Abfliegens war dann das Wetter zwar deutlich besser als ursprünglich vorhergesagt, doch leider noch nicht gut genug, als dass außer Johannes Baier mit seiner Ce 140 aus Rudolstadt noch andere potentielle Interessenten aus Nord- oder Westdeutschland hätten problemlos anfliegen können. Außerdem war es saukalt – in der Folge wurden in den Pausen zwischen den Vorträgen von Volker zu den Bratwürsten und Steaks weniger Bier und Soft Drinks konsumiert, als heißer Kaffee und Kuchen.
Hartmut begrüßte die Teilnehmer gegen 1300 und umriss den geplanten Ablauf des Nachmittags.
Volkers Hauptthema waren die diversen Vergaser in Flugmotoren – sowohl älteren Baujahrs als auch aktuelle – sowie mögliche Probleme mit diesen, wie z.B. Vergaserbrand, Vereisung, richtiges Primen etc. Hierzu verwendete er neben einer PowerPoint Präsentation auch viel Anschauungsmaterial (Venturi Vergaser, Gleichdruck- und Bürstenvergaser, Nockenwellen etc.) und erklärte am jeweiligen Objekt die Funktionsweise und die Besonderheiten.
In den Pausen zwischen den Vorträgen wurde dann auch lebhaft über diverse Motorprobleme diskutiert, die unsere Mitglieder am eigenen Leib erfahren hatten. So gesehen war die Teilnehmerzahl von knapp 20 auch ideal, weil jeder „sein“ Thema platzieren konnte und die entsprechenden Erklärungen bekam.
Quasi zum Abschluss des Nachmittags gab es dann noch praktischen Anschauungsunterricht. Thema: Brandhahn. Bekannt ist, dass viele Piloten diesen nicht anrühren, denn, sollte „vergessen“ werden, diesen (trotz Checkliste) zu öffnen, könnte der Motor ja beim Start in 15m Höhe ausgehen und man würde unweigerlich eine Notlandung machen müssen.
Andi Hertel mit seiner Ce 172 stellte sich zur Verfügung. Demonstriert werden sollte, wie lange der Motor im Leerlauf und wie lange bei erhöhter Motorleistung (z.B. dem Run-Up) bei geschlossenem Brandhahn laufen würde.
Andi startete den Motor – nach einem „richtigen“ Primen (was wir ja gelernt hatten), sprang er auch problemlos an. Danach schloss er den Brandhahn – und gespannt warteten wir, wann der Motor ausgehen würde. Ja, und der lief und lief und dachte gar nicht daran, auszugehen. Gleich schossen Vermutungen in die Runde –„…der wird halt nicht auf OFF, sondern nur auf einen anderen Tank geschaltet haben…“. Falsch, der Brandhahn war auf OFF – jedoch nicht hundertprozentig in der OFF Stellung gerastet, sondern mal eben nur fast bei OFF gestellt: Man lerne daraus, dass man ganz genau die OFF Stellung treffen muss, damit der Brandhahn auch geschlossen ist (im Falle eines Motorbrandes überlebenswichtig!). In dem Zusammenhang wurde von Volker auch erklärt, dass man durchaus periodisch den Brandhahn nach dem Fliegen mal auf OFF rasten sollte, um zu kontrollieren, ob dieser auch wirklich schließt. Jedenfalls wurde der Versuch erneut gestartet und siehe da, nach weniger als 1 Minute starb der Motor – woraus wir lernten, dass ein Ausgehen eines Motors beim Start wegen eines vergessenen Brandhahns ein Ammenmärchen ist.
Die Resonanz der Veranstaltung war, dass jeder etwas für sein Fliegerleben mitnehmen konnte und man sich einig war, dass solche Ereignisse unbedingt wiederholt werden müssen – allerdings nicht bei solch arktischen Außentemperaturen. Diesen Temperaturen war auch geschuldet, dass bereits gegen 1800 sich die Runde auflöste, weil jeder zwar viel Wissen, gute Verpflegung und Getränke für die sehr moderaten Teilnehmergebühren mitgenommen hatte, aber auch jede Menge Frostbeulen.
Bericht von Johannes Bühler