Seit dem Frühjahr war Uwe mit seiner Miss Goosebay zu unseren
    Fliegerfreunden nach Mühldorf eingeladen – und ich sollte wieder mitfliegen
    dürfen. Nach dem Fly-In am Samstag den 6. Juli 2024 war für den Abend ein
    Hallenfest geplant, mit einer Rückreise der immerhin 45 angemeldeten
    Oldtimer am darauffolgenden Tag. Doch leider – wie so manchmal in der
    Fliegerei – spielte das Wetter diesmal überhaupt nicht mit. Die persönliche
    Wetterberatung ergab, dass für den Nachmittag des Anreisetages eine
    Gewitterfront von SW nach NO Bayerns durchziehen sollte, wobei die
    angekündigten, heftigen Gewitterzellen sich zu Clustern verbinden würden.
    Für uns war leider schnell klar, dass wir mit der Miss Goosebay zwar würden
    anfliegen, nicht jedoch wieder zurück nach Bayreuth kommen könnten. Nachdem
    wir, nach der nicht erfolgten Einladung nach Zeltweg, unsere ganzen
    Fliegerfreunde aus Mühldorf, Aalen, von Red Bull in Salzburg, etc. dann
    dieses Jahr nicht würden sehen können, entschied sich Uwe für eine Anreise
    mit dem Auto. Die Frage war, ob sich der Aufwand trotzdem lohnen würde? Ja,
    der Aufwand hat sich rundherum gelohnt. Zwar hatten noch weitere Oldtimer
    ihre Teilnahme wetterbedingt absagen müssen, doch das, was geboten wurde,
    war jede Minute des Aufwands wert! Als wir kurz nach Mittag ankamen, waren
    bereits die Beech 25 und die Trojan da, diverse Yaks, eine T-6, eine VT-5,
    eine T-28C, mehrere Super Cubs und mehrere Cessna 170, eine Citabria, der
    Schlacro der Akaflieg München, eine Jodel, zwei Bücker, eine Pitts, sowie
    zwei absolute Raritäten: Zum einen eine Cessna Bird Dog und eine Cessna
    T-50.
  
    Von der Bird Dog wurden von 1949 bis 1963 immerhin fast 4.500 Stück gebaut –
    weltweit gibt es heute nur noch knapp über 200 Stück. Sie besitzt den Cessna
    195 Rumpf und die Tragflächen der Cessna 170 – allerdings mit bis zu 60°
    ausfahrbaren Landeklappen. Sie flog 1949 zum ersten Mal. Neben ihrer
    Verwendung als Trainer wurde sie als Aufklärungs- und Kurierflugzeug, sowie
    im Search and Rescue eingesetzt. Sie hat extreme Kurzstart und
    –Landeeigenschaften – ist aber laut deren Besitzer ähnlich schwer auf
    befestigten Bahnen zu landen, wie die Cessna 195 – nun nicht verwunderlich,
    weil sie ja auch deren Rumpf besitzt…
  
    Die Cessna T-50 hatte ich noch nie gesehen. Es war das erste zwei- motorige
    Flugzeug, welches Cessna überhaupt gebaut hat (Erstflug 1939). Sie hat einen
    Stahlrohrrumpf und ist komplett aus Holz mit Stoffbespannung. Daher wurde
    sie früher auch liebevoll „Bamboo Bomber“ oder „Rhapsody in Glue“ genannt.
    Nach den ersten zivilen Exemplaren, wurde sie mit den etwas schwächeren
    Jacobs R 755-9 (7-Zylinder Sternmotoren) als Advanced Trainer bei den
    Alliierten eingesetzt. Insgesamt wurden 5.399 Stück gebaut, von denen heute
    nur eine einzige in Europa ist (in Landshut) – und diese war heute in
    Mühldorf zu Besuch!
  
    Verschiedene der alten Kriegsflieger, sowie einige Doppeldecker und andere
    Kunstflugzeuge zeigten schöne Kunstflug-Vorführungen und sehr schnell
    bedauerte ich, dass ich nicht meine große Kamera mit dem entsprechenden Tele
    mit nach Mühldorf genommen hatte. Und dann kamen noch überraschend eine
    Mustang und Corsair von Red Bull aus Salzburg!
  
    Bei hochsommerlichen Temperaturen trafen wir unzählige Fliegerfreunde und
    unsere Mühldorfer Gastgeber verwöhnten uns mit Speisen und Getränken – es
    war ein rundherum gelungenes Fliegerfest! Leider sah die Wettervorhersage
    auch für Mühldorf für den frühen Abend den Durchzug der Gewitterfront vor,
    so dass fast alle der anwesenden Oldtimer vorzeitig ab ca. 1600 ihre
    Heimflüge antraten und auch das geplante Hallenfest sprichwörtlich ins
    Wasser fiel.
  
    Als Uwe und ich uns am späten Nachmittag wieder auf den Weg nach Hause
    machten, fuhren wir nahezu die gesamte Zeit durch fast subtropischen Regen
    und wir beglückwünschten uns zu der Entscheidung, zwar einen Besuch in
    Mühldorf gemacht zu haben, doch diesen eben auf Flughöhe „Null“, sprich mit
    dem Auto.
  
Bericht von Johannes Bühler
